Samstag, 13. April 2013

Hier liegt die lokale Medienvielfalt am Boden

Protestaktion gegen das
"Zeitungssterben" in Recklinghausen
Foto: Karlheinz Stannies
Christian trillerte - und Menschen fielen in Recklinghausen zu Boden. Lagen minutenlang vor der WAZ-Redaktion und in der Innenstadt herum. Sie legten sich quer, symbolisch gegen das "Zeitungssterben", das erneut den Kreis Recklinghausen erreicht hat.

Die Funke-Gruppe, unglaublich schnell zum Synonym für Personalabbau (trotz Riesen-Rendite) und Mogelpackungen (statt lokaler Meinungsvielfalt) verkommen, will die WAZ-Redaktion Unser Vest auflösen, womöglich schon zum Monatsende - eine Sparmaßnahme im Zusammenhang mit dem Abbau von insgesamt 200 Stellen. Sie bedeutet das Aus für neun Redakteurinnen und Redakteure, einige freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zwei Sekretärinnen.

Wie bei der Mogelpackung Westfälischen Rundschau soll die Ausgabe weiter erscheinen (um Verbreitungsgebiete bzw. Anzeigenpreise nicht zu gefährden). Allerdings kommen die lokalen Inhalte vom früheren Erzfeind, aus den Lokalredaktionen des Medienhauses Bauer. Damit gäbe es für die lokalen Leserinnen und Leser im Kreis Recklinghausen künftig nur noch einen Lokalteil, eine gedruckte Meinung. Hier geht's zur Pressemitteilung des DJV NRW. Unten das DJV-Video zur Aktion.



Die Kreis-Ausgabe "Unser Vest" war vor sieben Jahren als Ersatz für sieben (!) geschlossene WAZ-Lokalredaktionen entstanden. Die Funke-Gruppe wird in rund fünf Jahren in ihren vier Zeitungen (WAZ, NRZ, WP und Zombie-WR) jede zweite Redaktionsstelle abgebaut haben.

Auch viele Politiker sind besorgt wegen der entstehenden Meinungsmonopole.

Auch in der Innenstadt: Querlegen gegen die WAZ-Axt.
Foto: Karlheinz Stannies
Mario Herrmann (Grüne) schreibt hier u.a.: "Ich will ja nicht schwarz malen, aber ich fürchte, ein Trend wird sich noch dramatischer zuspitzen: Dass die Menschen über das, was in Berlin, Brüssel oder Washington passiert, besser informiert sind als über Themen in der eigenen Stadt."