Freitag, 7. April 2017

Wieder Ruhr Nachrichten - breiter grinsend

Hier geht's gleich nochmal um die Ruhr Nachrichten (RN), die im Dortmunder Medienhaus Lensing-Wolff erscheinen. Diesmal mit noch viiiiiel breiterem Grinsen als bei der Chefredakteur-Schwemme. Grund: Der ohnehin tarifscheue Verlag muss einem Freien Journalisten rund 45.000 Euro Honorar nachzahlen - mehr als das Jahresgehalt eines RN-Redakteurs. Drei Jahre lang hatte der Regionalverlag die Prozess-Niederlage abwenden wollen, zuletzt sogar den Bundesgerichtshof angerufen. Die ganze Geschichte steht bei meedia.
Der noble Herr Vize-Präsident der Zeitungsverleger in NRW hatte die mit dem BDZV auch für seinen Verband ausgehandelten gemeinsamen Vergütungsregeln frechweg missmachtet - und einfach weniger bezahlt. Schlechtes Vorbild, könnte man sagen. Allerdings machten es leider ohnehin viele, viele Verleger ebenso.
Hach, was haben die Verleger ihre Blockade-Haltung bei den
Vergütungsregeln genossen. (Karikatur: Karlheinz Stannies)
In einer perfekten Welt hätte "Freemann" weniger
Probleme, sich beim Auftraggeber durchzusetzen
Was den Gutsherren in den Medienhäusern besonders gut gefiel: Jeder Freie Journalist, der sich auf die vereinbarten Vergütungsregeln - ohnehin nicht üppig - berufen wollte, musste höchstpersönlich bei ihnen antreten und bitte-bitte machen - oder auf eigene Kappe klagen. Wer kann sich schon sowas leisten gegen den oft einzigen Auftraggeber am Ort?
Sie wähnten sich also ziemlich sicher, die Honorar-Missachter. Aber: Hier und da klagte dann doch ein Freier Journalist. Der Landesverband NRW des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV NRW) gab nicht nur Rechtsschutz, sondern im Bedarfsfall auch Kredite - zum Überleben während der Klage-Zeit. Mehrere Verlage wurden bereits zu Nachzahlungen verdonnert.
Gleichzeitig versuchten der DJV und andere, die Politik dazu zu bringen, ein Verbandsklagerecht einzuführen, damit sich nicht jeder Freie einzeln wehren muss. Jetzt liefert der Gesetzgeber - und was tun die Verleger? Der BDZV kündigte die Vergütungsregeln. "Ein Affront gegen die Freien", schimpfte DJV-Chef Frank Überall, siehe hier.