Sonntag, 28. Juli 2013

Friede, das Alte muss weg

Karikatur: Karlheinz Stannies
Springer kappt seine Wurzeln, verkauft Traditionsmarken wie Hörzu und Hamburger Abendblatt an die Essener Funke-Gruppe von Petra Grotkamp. Die übernimmt auf Pump, auch Springer gibt Kredit. Friede Springer sagt ungerührt im Interview: "Das Alte ist vergangen, wirklich vergangen." Polit-Berater Michael Spreng kommentiert im Blog Sprengsatz den Verkauf der Blätter an die Funke-Gruppe so: "Sie ausgerechnet an dieses journalistenverachtende Unternehmen zu verkaufen, heißt, Goldfische im Piranhabecken auszusetzen." Und schreibt zum Digital-Kurs von Friedes Springer: "Das kann man alles machen ... aber warum immer noch im Namen des leidenschaftlichen Verlegers Axel Springer?"

Infos zum "Print-Ausverkauf" bei Springer gibt es hier.

Donnerstag, 25. Juli 2013

"Im Pott nennt man sowas Verrat"...

Karikatur: Karlheinz Stannies
Springer verkauft seine Regionalzeitungen (u.a. das Hamburger Abendblatt) sowie einige Frauen- und Programmzeitschriften (u.a. Hörzu, Bild der Frau) an die Funke-Mediengruppe. Für 920 Millionen Euro. Das gaben beide Unternehmen bekannt, hier die Pressemitteilung. Ein Paukenschlag in der Medienbranche schrieb der Spiegel. "Traditionsmarken werden verscheuert" klagte der Betriebsrat.
Springer begründete die Abkehr von Print und den Abschied von den Wurzeln des Unternehmens mit seiner Digitalisierungsstrategie. Das kam bei der Börse gut an - die Aktie stieg deutlich. Auch auf Twitter fanden einige die Konsequenz gut. @Nico Lumma schrieb:

@jkrisch meinte lakonisch: "Altpapierentsorgung bei Springer". @senSATZionell fragte sich: ""Berliner Morgenpost" war zu 80% mit "Die Welt" verzahnt. Wie reißt Springer die Redaktion wieder auseinander?"

@vizepeersident hatte ein anderes Kalkül im Auge: "Ist natürlich ein Zufall, dass ProSiebenSat1 sich erst börsenfertig macht und Springer plötzlich massig Kohle zum Investieren übrig hat". Das vermutet auch @videopunk Markus Hüngen, der gleich fragte, ob die Goldene Kamera jetzt Sache der Essener wäre. Er machte aus dem Herzen keine Mördergrube:


@killerdicke Sebastian Dicke schrieb: "Dann hat die Funke-Mediengruppe bald noch mehr Gelegenheit, Lokalredaktionen zu schließen."

Sonntag, 21. Juli 2013

Datenschutz ist Bürgerpflicht

Karikatur: Heiko Sakurai
Datenschutz ist "angesichts der staatlichen Hilflosigkeit gegenüber dem systematischen Daten-Ausspähen durch die NSA" nunmehr Bürgerpflicht, meint Heiko Sakurai. Tolle Karikatur - proudly presented! Genauso gut gefiel mir die schon ein paar Tage alte Karikatur des Essener Zeichners Thomas Plaßmann. Hat Merkel wirklich alles gegeben? Wir werden es nie erfahren...

Karikatur: Thomas Plaßmann

Mittwoch, 17. Juli 2013

DJV-Chef Konken: Dafür werden wir kämpfen!

Am Freitag beginnt die Tarifrunde für Feste und Freie an Tageszeitungen. Dabei geht es nicht nur um 5,5% (ver.di) bzw. 6% (DJV) mehr Geld oder Honorar. Die Tarife sollen modernisiert werden. Außerdem soll nach mehreren Anläufen endlich die Einbeziehung der Onliner in den Tarif erreicht werden. Was meint Michael Konken dazu? Er ist seit zehn Jahren Vorsitzender der wichtigsten und größten Journalist(inn)en-Gewerkschaft in Deutschland. Der 59-jährige DJV-Vorsitzende lehrt Journalismus, Politik und Kommunikation. Konkens Kommentar, exklusiv für Charly&Friends - proudly presented:

Michael Konken
Foto: DJV/Anja Cord
Von MICHAEL KONKEN

11,9 Prozent arbeitslose Journalisten. Auswirkungen der ständigen Sparrunden in vielen Verlagen. Redaktionen sind das Herz der Verlage. Wenn es hier tariflich zu Herzproblemen kommt, dann wirkt sich das, bis hin zum Herzstillstand, in anderen Bereichen der Verlage aus.

Es ist nicht mehr hinnehmbar, Gehalts- und Honorarsteigerungen unterhalb der Inflationsrate zu bekommen. Wir wollen mit den Verlegern über einen zukunftsorientierten Umbau der Tarifverträge verhandeln. Einem Umbau, der beiden Seiten Rechnung trägt. Aktuell spiegeln sie nicht mehr die Arbeitswirklichkeit wider.

Sie grenzen auch eine immer wichtiger werdende Gruppe von Journalisten aus: die Onliner.

Montag, 15. Juli 2013

Brav, Friedrich, brav!

Karikaturisten bringen auf den Punkt, was unsereinem so im Magen grummelt und im Kopf herumgeht. In Sachen Digitalangriff auf uns alle durch die NSA hat die Kanzlerin ihren (entbehrlichen) Wuff in die USA geschickt - und HaPe Friedrich ist mit dem gewünschten Ablenkungsstöckchen zurückgekommen. Zeichnet jedenfalls der Düsseldorfer Karikaturist Berndt A. Skott, den ich hier mal vorgestellt hatte. Immer wieder treffend, immer wieder faszinierend - proudly presented:

Karikatur: Berndt A. Skott

Freitag, 12. Juli 2013

Westfälische Rundschau kommt ins Museum

Dieses Transparent kommt ins Museum.
So eine Art Dauerleihgabe des DJV NRW.
Der Kampf um die Westfälische Rundschau kommt ins Museum. Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig (einer der drei Standorte der Stiftung Haus der Geschichte, ein anderer ist Bonn) bereitet gerade eine Ausstellung zur Geschichte der Medien in der Bundesrepublik von 1945 bis zur Gegenwart vor. Ein Thema wird die aktuelle Zeitungskrise sein. Das Schließung der Redaktion der Westfälischen Rundschau, die mittlerweile eher Westfälische Restschau heißen müsste, steht symbolisch für diesen Wandel. In diesem Zusammenhang suchen die Ausstellungsmacher nach aussagekräftigen Gegenständen und Geschichten, die das Ende der Westfälischen Rundschau dokumentieren. Der DJV NRW steuert u.a. sein Transparent "Wir trauern um die lokale Meinungs- und Medienvielfalt" bei, das bei mehreren Aktionen und Demonstrationen im Einsatz war. Gezeigt werden sollen u.a. der Trauerflor vom niedergelegten Kranz, eine Trauerkarte, die letzte echte WR, die zensierte Ausgabe vom Januar.
***
Weil wir gerade bei der WR sind: Etwas mehr Geld für die Gefeuerten hat der Betriebsrat der Westfälischen Rundschau erstritten. "Die sozialdemokratische Medienholding, die ddvg, will mit einem sechsstelligen Betrag jetzt den ehemaligen Beschäftigten der Westfälischen Rundschau (WR) unter die Arme greifen, damit deren knappes Budget für Qualifizierungen und Fortbildungen aufgebessert werden kann." Das meldet das Gewerkschaftsblog Medienmoral NRW hier. Die SPD-Holding hatte ihren 13,1-Prozent-Anteil am inzwischen redaktionslose Zeitungsverlag Westfalen im März für 16 Millionen Euro an die Funke-Mediengruppe verkauft - und war damit eigentlich formal aus dem Schneider. "Aus Respekt vor der langen Tradition unserer Beteiligung und aus Respekt gegenüber der jahrelangen treuen Mitarbeit der Kolleginnen und Kollegen" habe die ddvg nun trotzdem etwas Geld locker gemacht, laut Medienmoral "für Angebote während der Kündigungsfrist (Transfer-Agentur) und für Qualifizierungen in den Transfergesellschaften". Übrigens, damit keine falschen Hoffnungen auftauchen: Es ist ein gerade mal "sechsstelliger Betrag"... aber immerhin.

Mittwoch, 3. Juli 2013

"Mutti" wird belauscht

Karikatur: Berndt A. Skott
Nein, es ist nicht schön, von "Freunden" bespitzelt und belauscht zu werden. Und was uns Journalistinnen und Journalisten (und unsere Informanten) angeht: Was nutzen erkämpfte Sicherungen und Zugriffseinschränkungen, wenn in Geheimdienstkreisen doch alles erfasst und mitgelesen wird? "Mutti" Merkel, unsere Kanzlerin, ist erschreckend still geblieben, nachdem das Ausmaß der USA-Spionage - übrigens auch ein Teil der Digitalen Revolution - bekannt wurde. Super-Karikaturist Berndt A. Skott (über den ich hier mal was schrieb) sieht die Gemütslage der Regierungschefin auf seine geniale Weise - proudly presented!

Karikaturisten sind die Künstler unter den Journalisten. Skotts Kollege Heiko Sakurai, den ich u.a. hier vorgestellt habe, sieht durch die Schnüffelei des US-Geheimdienstes "selbst höchste Autoritäten blamiert". Und der Herr sagt Hmpf - ebenso proudly presented:
Karikatur: Heiko Sakurai