Freitag, 1. Februar 2013

Ruhrbarone springen in die Lücke

Mit der Westfälischen Rundschau verliert Dortmund, immerhin die drittgrößte Stadt in NRW, die gedruckte Meinungsvielfalt. Lokal berichtet künftig nur noch die Redaktion der Ruhr Nachrichten - unter den Titeln RN, WR und WAZ. Jetzt springen die bislang regionalen Ruhrbarone ("Journalisten bloggen das Revier") in die Lücke. Gratulation! Ein mutiger, richtiger Versuch.

Stefan Laurin, der "Kopf"
der Ruhrbarone (Foto von
seiner  Facebook-Seite)
"Wir haben uns entschieden. Wir wagen den Schritt. Wir gehen nach Dortmund. Wir werden eine Art Lokalteil für Dortmund machen", schreiben Stefan Laurin & Co heute unter der neuen Kategorie Dortmund. Auch im Pottblog kann man alles nachlesen. Pottblogger Jens Matheuszik hat Stefan interviewt - und gleich auch eine erste Sammelsurium-Kritik geschrieben: "In der WR Plus-App ist es schon die Zombie-Zeitung, die alle befürchten."

Warum die Ruhrbarone den Sprung ins Lokale wagen? "Wir sehen Platz in Dortmund für eine kritische, profilierte, kratzige, manchmal böse, immer unabhängige Stimme", heißt es. Dortmund sei "eine Stadt, die groß genug ist für einen Blog, der etwas erzählen will. Außerdem gesegnet mit einer hinreichend verfilzten Stadtverwaltung, die genügend Ansatzpunkte für scharfe Berichte bietet. Lieb war gestern. Lieb ist vorbei."

Der Einstieg ins Lokale verändert auch die Ruhrbarone.
In der Kategorie Dortmund wird es zum Beispiel künftig lokale Werbung geben. "Bislang waren die Ruhrbarone ein Blog, der kein Geld verdient hat. Wir haben aus Spaß gebloggt. In Zukunft werden wir ein wenig Geld verdienen müssen, um professioneller zu werden und die Berichterstattung, die wir unseren Lesern bieten wollen, auch stemmen zu können."

Außerdem wolle man "irgendwie und irgendwann den Mitarbeitern dieses Blogs Geld zahlen – auch denen, die hoffentlich noch zu uns stoßen werden. Denn wir brauchen weitere Kollegen, die sich vor Ort auskennen."

Eine Chance für die gefeuerten Rundschauer? "Bislang haben wir niemanden von der WR dabei, würden uns aber freuen, wenn WR-Leute Lust hätten mitzumachen. Wir waren ja immer schon offen angelegt", sagt Stefan Laurin im Gespräch mit Jens Matheuszik.

Nachtrag:
In einem WDR.de-Beitrag sagte Laurin: "Wir können die Westfälische Rundschau nicht annähernd ersetzen. Wir machen ja keine Tageszeitung, sondern sind und bleiben ein Blog." DJV-NRW-Geschäftsführerin Anja Zimmer hält das Projekt für "medienpolitisch und journalistisch spannend. Was die Ruhrbarone auf jeden Fall bieten ist eine zweite Meinung."